Date found: 1724-7-17
Age when found: 13
Location: Hameln, Deutschland
the Maid of Châlons
Date found: 1731
Age when found: 16
Location: Songy, France
the Wild Boy of Aveyron
Date found: 1799
Age when found: 11
Location: Aveyron, France
Kaspar Hauser
Kaspar Hauser
Date found: 1828
Age when found: 17
Location: Nuremberg, Deutschland
Kamala and Amala, the Wolf Girls of Midnapore
Date found: 1920
Age when found: 8
Location: Midnapore, India
Animals: wolves
the Second Lucknow Wolf Boy
Date found: 1954
Age when found: 7
Location: Balrampur, India
Years in the wild: 6
Animals: wolves
Genie
Date found: 1970
Age when found: 13
Location: California, USA
Years in confinement: 13
John Ssebunya
the Ugandan Monkey Boy
Date found: 1991
Age when found: 6
Location: Uganda
Years in the wild: 3
Animals: monkeys
Ivan Mishukov
the Russian Dog Boy
Date found: 1998
Age when found: 6
Location: Retova, Russian Federation
Years in the wild: 2
Animals: dogs
Nachts blieb er mit seinem Stern allein.
--Georg Trakl, Kaspar-Hauser-Lied
Kinder sind gerne Tiere. Sie können das Empfinden des Tieres noch gut nachvollziehen. Tiere denken nicht, sie sind aufmerksam, erfassen die Welt instinktiv, mit Augen, Ohren, Nase und Haut. Angst treibt sie an, und doch sind sie furchtlos. Ihr Bewusstsein besteht letztendlich aus Bedürfnissen und deren Befriedigung. Sie fühlen sich wohl in Verstecken.
Ich war drei Jahre alt, als ich eines Sommertags auf Händen und Knien der Katze unter den Bungalow nachkroch, um sie beim Verschlingen einer Schlange, die sie mit einem gezielten Nackenbiss soeben getötet hatte, zuzuschauen. Das Reptil blutete noch aus dem halb abgekauten Kopf. Die Katze stierte mich zunächst argwöhnisch an, als wollte ich ihr die Beute streitig machen. Doch sie erkannte mich bald als artfremd und machte weiter, ohne mich zu beachten.
Ich hielt lange inne und fixierte das gefräßige Tier mit meinem Blick, als wäre ich selbst eine Katze. Doch zunehmend nahm ich den modernden Geruch des feuchten Bodens wahr. Die Stille, die Dunkelheit, die Enge und die Einsamkeit des Unterschlupfs wurden mir allmählich unheimlich. Panik stieg in mir auf, und ich spürte plötzlich eine starke Sehnsucht nach meiner Mutter und nach dem helllichten Tag. Augenblicklich wollte ich mich von der Tierwelt verabschieden. Auch wenn ich gerne Tier gespielt hatte, war ich eben ein Mensch. Ich kroch eilig in die Gesellschaft meiner Artgenossen zurück.
Manche Kinder können nicht mehr zurück. Sie verirren sich im Wald oder in einer Wildnis und finden nicht mehr nach Hause. Wenn sie nicht bald sterben, was sicherlich meistens der Fall ist, verwildern sie sehr rasch. Offenbar kann das Menschenkind innerhalb weniger Tage vertieren. Im finnischen Hinterland etwa verlaufen sich Kinder immer wieder im Wald. Nationalgardisten werden dann angehalten, das Gebiet Meter für Meter sorgfältig durchzukämmen. Die Suchmannschaft weiß aus Erfahrung, dass verirrte Kinder nicht immer reagieren, wenn man sie ruft. Es kommt sogar vor, dass sie vor ihren Rettern manchmal zurückweichen und tiefer in den dichten Wald fliehen.
Das vorliegende Buch handelt von solchen Menschen, zumeist Kindern, aber doch auch hin und wieder Erwachsenen, die sich freiwillig oder auch nicht aus der menschlichen Gemeinschaft entfernten und die in einem verwilderten Zustand überlebt haben.
Es gibt mehrere Wege aus der Menschengemeinschaft. Manche verirrten sich im Wald, manche wurden von grausamen Fürsorgern schlichtweg ausgesetzt, manche erlitten Schiffbruch. Wie dem auch sei. Sie vergessen uns bald – je jünger, desto vollständiger – und schlagen sich ohne die tradierten Strategien unserer Gattung durch. Den Berichten zufolge lebten einige von ihnen als Zöglinge unter Tieren –Wölfen, Bären, Panthern, Schafen, Schweinen, Affen –, andere hingegen überlebten ohne Kontakt zu anderen Lebewesen in völliger Isolation. Manche verwilderten auch mitten unter uns, als Opfer geisteskranker Eltern oder Bezugspersonen, die sie aus Sadismus oder unfassbarem Wahnsinn in einem Raum fernab des Tagesgeschehens einsperrten.
Doch egal wie sie in diesen Ausnahmezustand gerieten, wir lernen sie erst nach der oft traumatischen Entdeckung kennen. Sie werden üblicherweise von ihren Rettern mit Zwang in unsere Mitte zurückgeholt. Einmal unter uns, finden sie sich aber äußerst selten zurecht. Meistens verkommen sie oder fristen ein elendes Dasein als Außenseiter. Dieter E. Zimmer hat sie passend „Tarzans arme Vetter“ genannt. Ob sie in freier Bahn glücklicher wären, was Sentimentalisten für möglich halten, bleibt mangels Beweises dahingestellt. Es gibt kaum Augenzeugenberichte über ihr Leben in der „Freiheit“. Es verwundert aber nicht, dass dieses Dasein an der Grenze zwischen Mensch und Tier reichen Stoff für Mythen, Märchen und Horrorgeschichten liefert. next
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