Jüdische Familiennamen weisen etymologische Besonderheiten auf, die nachfolgend dargestellt werden sollen. Dieser Artikel beschränkt sich vorerst auf das aschkenasische Judentum. Die sephardischen, orientalischen, slawischen und neu-hebräischen Namen bleiben hier unberücksichtigt.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Geschichte und Prinzipien
- 2 Beispiele für die Namensbildung
- 3 Literatur
- 4 Einzelnachweise
Biblische Vornamen bzw. Anspielungen auf Episoden in der Bibel wie
- Nachtteiler für Abraham (siehe 1. Buch Mose 14,15)
- Baum für Abraham (als Stammvater)
- Leblang für Isaak (der nach der Bibel 180 Jahre alt wurde)
- Wurm für Jakob (siehe Jesaja 41,14)
- Stammler, Stamler, Schreiber, aber auch Adler für Mose
- Stein für Isaak
Zwölf Stämme Israels Die zwölf Stämme genießen in der jüdischen Gesellschaft einen hohen Stellenwert und wurden daher gerne für die Namenswahl in direkter oder umschriebener Form herangezogen. Der Name Israel selbst ist ursprünglich selten und hat erst durch die traurigen Umstände des 20. Jahrhunderts Verbreitung gewonnen. wobei nicht selten auf die in 1. Mose 49,3–27 angesprochenen Symbole ausgewichen wurde wie
- Löwe (Synonym für den Stamm Juda), dito Leon und Loeb, diminutive Koseform Leibel, Leibl
- Drache (für Dan), dito Trachmann
- Wolf (für Benjamin)
- Hirsch (für Naftali, eigentlich Gazelle), daraus auch Hirschmann, Hirschfeld, Hirschl, Hirschberg
- Bär (für Issachar, eigentlich Esel, aber das wurde in Bär umgewidmet)
- Rubin (für Stamm Ruben)
- Bernstein
- Diamand, Diamant
- Saphir (für Issachar)
- Smaragd (für Juda)
- Krystall
- Roth (für Stamm Ruben), Rossi in Italien, auch aufgrund der Farbe ihrer Hüte, die sie auf behördliche Anordnung als Juden dort zu tragen hatten
- Schwarz (für Joseph und Benjamin)
- Grün (für Simeon)
- Weiß (für Zebulon)
- Blau (für Issachar und Juda/Jehuda)
- Gelb (für Dan)
- Rosa (für Naftali)
vergleichbar Silber und Gold beinhaltende Namen, die mit den Erzengeln Michael und Gabriel in Verbindung gebracht werden, denn Gabriel brachte nach der Überlieferung das Gold zur Erde, daher
Früchte des Heiligen Landes nach 5. Buch Mose 8,8
- Weizmann (Weizen)
- Feigenbaum (Feige)
- Weinreb, Weinstock (Weinrebe)
- Honigmann (Honig)
- Teitelbaum (Dattelbaum/-palme)
- Morelenbaum
- Adler (aus dem Haus zum Schwarzen Adler)
- Rothschild (aus dem Haus mit dem roten Schild)
- Sichel
- Einhorn
- Elephant
- Stern
- Storch
- Strauss
- Pflug
- auch diese Namen werden gerne um Komposita ergänzt
- Karmi (= Mein Weingarten) wurde eingedeutscht in
- Baumgarten, Baumgart, Baumgartel, Baumgartner etc., er war der vierte Sohn von Ruben (Numeri 26.6))
Allgemeine Berufsbezeichnungen Biermann
- Kramer/Cremer
- Melzer
- Bethmann
- Cantor
- Levi (= Priester)
- Kohn/Cohn, Kuhn, Kahn (= Priester)
- Schwei(t)zer
- Schaechter (von Schächten, schachat „töten, schlachten“, also der rituelle Metzger)
- Saenger / Singer oder latinisiert: Cantor, vgl. Cantor|o|witz
- Heller (und Pfennig) möglicherweise von Schwäbisch Hall, wo diese beiden Münzen geprägt wurden
- Kissinger (Bad Kissingen)
- Wormser (Worms)
- Schapiro, Shapiro oder Spiro, Spira (Speyer)
- Halpern oder Halperin (Heilbronn)
- Mintz (Mainz)
- Schlesinger (aus Schlesien stammend)
- Pollock und Varianten (aus Polen stammend)
- Feuchtwanger
- Frankfurter
- Wertheimer
- Oppenheimer
- Landauer
- Aber auch hier ist Vorsicht geboten. Das Toponym kann nur dann auf den Ort hinweisen, wenn zur Zeit der Namensentstehung Juden dort wohnten. So ist der Name Berlin oder Berliner in den seltensten Fällen auf die Stadt Berlin zurückzuführen, sondern den Diminutiv von Bär.[2] Auch der Name Engländer leitet sich von Engel, nicht von England ab.
Verschleifungen / Verballhornungen
Einige eindeutig erscheinende Namen sind Verfälschungen von Kosenamen oder Kurznamen in ähnlich klingende deutsche Wörter, die aber mit dem Ursprungswort nichts gemein haben.
- Ehren- und Ohren-/Oren- ist gelegentlich identisch mit Aaron, dito Ahorn
- Frank, gelegentlich Kosename von Ephraim
- Hack, Hock oder Sack rührt von Isaak her.
- Katz ist gebildet aus Cohen-Zedek (= Priester der Gerechtigkeit oder gerechter Priester)
- Konz, Kunz oder Kutz aus Cohen tzädäq (wie Katz)
- mit -burg oder -berg endende Namen stellen teilweise eine Verballhornung von Baruch dar.
- Baum, siehe Baumann
- Baumann, Variante von Baum = Synonym für Abraham, Stammvater der Juden
- Bein- kann von Benjamin, aber auch von Ben = Sohn hergeleitet sein
- Benda, ben David = Sohn Davids
- Biermann, Variante von Bärmann
- Gafner vom Hebräischen Wort Gaf'ner für Brot abgeleitet
- Herrman von Chaim
- Heim vom Vornamen Chaim
- Kaufmann kann auch abgeleitet werden von Jaak(a)uf = Jakob, dito Kopp
- Lieb, Liebmann/Lippmann, Lipp als Synonym für Eliakim, Jehuda, Moshe u.a.
- Mandel, Mandelbaum, Mandelbrot, Mendelssohn, abgeleitet vom Kurznamen für Menachem
- Maus, Abwandlung von Moses
- Meier vom Vornamen Meir (im Talmud der Erleuchter), also nicht identisch mit dem deutschen Meier = Gutsverwalter
- Morgen-/Morgenstern/Morgenthau vom Kosenamen für Mordechai
- Müller von der Koseform des Namens Shamuel/Samuel/Shemuel
- Oppermann von Opfermann, gemeint ist Levi oder Cohen
- Scherbaum, Schermann teils von Sara, aber auch von Ephraim herleitbar
- Schick, Übername von Jehoshua/Josua
- Schiff/Schiffmann von Shifra (=die Schöne, siehe Ex. 1,15), ggf. auch Synonym von Kahn
- Schul von Saul, hebr.ausgesprochen Scha'ul
- Sonne von Sohn
- Zweig von Zvi (=Hirsch)
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