Familiengeschichte: Das Buch von Alexandra Senfft heißt
"Schweigen tut weh. Eine deutsche Familiengeschichte".
Erschienen im claassen Verlag, Ullstein Buchverlage, Berlin 2007;
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Es ist in Deutschland weiterhin üblich, Täter in Opfer oder
Widerstandskämpfer umzudefinieren.
Viele weitaus größere Täter als mein
Großvater sind ungescholten davon gekommen und haben im
Nachkriegsdeutschland Karriere gemacht. So sehr es zum Alltag der
Nazizeit gehörte, wegzuschauen, wenn Juden und "andere Minderwertige"
abtransportiert wurden, so "normal" war es anschließend, über die eigene
Rolle in der NS-Zeit zu schweigen. Das ist zwar menschlich, denn es
kostet viel Kraft, das Schmerzhafte wahrzunehmen, das Unaussprechliche
auszusprechen und Schuld zu benennen - aber Verdrängen und Lügen kostet
am Ende mehr.
Wir Deutsche haben unsere Vergangenheit akademisch und politisch weit
aufgearbeitet, biographisch allerdings kaum. Solange wir uns der
Vergangenheit unserer Vorväter und -mütter nicht stellen und die
Täterschaft nur an denen aufarbeiten, die außerhalb der Familie sind,
kann keine nachhaltige Auseinandersetzung stattfinden. Denn das
Verschwiegene, das Verdrängte, arbeitet über Generationen hinweg weiter -
in der Gesellschaft, in den Familien und in uns selbst, auch wenn es
immer wieder neue Formen und Symptome annimmt, die mit den Verbrechen,
den Methoden und ideologischen Vorstellungen des Nazi-Systems nicht mehr
unmittelbar in Verbindung zu bringen sind.
Alexandra Senfft ist Autorin des Buches "Schweigen tut weh. Eine
deutsche Familiengeschichte".
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